Der Moment der plötzlichen Erleuchtung ist rar wie ein Schneeleopard oder ein Beluga-Stör in freier Wildbahn und die wonnige Wucht, mit der er detoniert, ist mit den Mitteln der Sprache kaum zu beschreiben. Ich versuche es trotzdem. Es geht um ein Problem, dass sicher viele von euch kennen. Man sitzt nichtsahnend vorm TV-Gerat. Plötzlich tritt ein Schauspieler ins Bild, worauf sich sofort eine Fragen im Kopf festklebt: Wer ist das? Das Gesicht habe ich schon mal gesehen. Nur wo?
So ging es mir wochenlang mit dem Schauspieler, der in der Serie „The Americans“ den CIA-Büroleiter spielt. Zwei Staffeln lang habe ich mir den Kopf zermartert. Das Internet wollte ich partout nicht bemühen. Die ganze Sache war persönlich geworden. WOHER ZUR HÖLLE KENNE ICH DEN? Die Antwort entzog sich mir. Sie verlachte mich. Sie spielte mit mir. Stets schien sie zum Greifen nah, doch jedesmal, wenn ich danach griff, entglitt sie mir wie ein zerbrechlicher Traum, den man nach dem Aufwachen vergeblich festzuhalten versucht.
Jetzt muss man wissen, dass ich eine Binge-Schnecke bin. Ich hasse Serien-Stress. Für eine Staffel mir 13 Folgen nehme ich mir schon mal ein, zwei Monate Zeit. Es läuft ja nichts davon. Der Leidensdruck war daher entsprechend hoch, als es mir vorgestern urplötzlich wie bleierne Schuppen von den Augen fiel. Hosanna! Der Gral war gefüllt! Das Kalb war geboren! Die Antwort war da und sie war SPEKTAKULÄR! Ungefähr so muss es Issac Newton gegangen sein, als ihm der Apfel auf den Kopf fiel, oder Stephan Remmler, as ihm der Refrain „Da Da Da“ einfiel.
Wie vom Donner gerührt saß ich einen kurzen Moment der Ewigkeit da, dann entlud sich der aufgestaute Frust explosionsartig und im Zustand der entmenschten Tramszendenz und im guturalen Ton der dämonischen Besessenheit brüllte ich meinen Fernsehapparat an: VERDAMMT NOCH MAL, DAS IST JA JOHN BOY WALTON!