
Tenet von Christopher Nolan ist ziemlich sicher der schlechteste Film, den ich in den vergangenen 20 Jahren im Kino gesehen habe. Eine seelenlose, stupide Materialschlacht, die versucht einem abgestumpften Popcorn-Publikum das falsche Gefühl zu vermitteln, dass es gerade etwas wahnsinnig Kluges gesehen hat. Der Film hat eine zentrale Idee – und ich verwende den Begriff hier großzügig. Diese Idee ist ein lachhaftes Gimmick, das vorne und hinten nicht funktioniert. Achtung, Spoiler: Die Zeit läuft teilweise gleichzeitig rückwärts und vorwärts. Das ist genau so bescheuert, wie es sich anhört. Die Schauspielerinnen und Schauspieler dürften ähnlich verwirrt gewesen sein wie das Publikum. Anders kann ich mir die Reh im Lichtkegel-Performances nicht erklären. Hüftsteif und mit leeren Augen quälen sie sich durch die sündteuren Sets. Zwischendurch nuscheln sie hölzerne Dialoge in ihre Atemmasken (Don’t ask!).
Nach qualvollen zweieinhalb Stunden sickert die Erkenntnis ein, dass der alte Hütchenspieler Christopher Nolan eine unnötig komplizierte dafür aber extraöde James-Bond-Parodie aufgetischt hat. Alle Zutaten sind da: Geheimagenten in schnittigen Anzügen, exotische Schauplätze, eine Frau, die gerettet werden will und ein megalomanischer Dr. Evil-Verschnitt mit Weltzerstörungsplänen und eigener Yacht. Aber wer braucht nach Austin Powers noch eine Bond-Parodie? Noch dazu eine unfreiwillig langweilige. Dann schon lieber der richtige James Bond. Dort gibt wenigstens Christoph Waltz den Blofeld.
Fazit: Tenet wäre der perfekte Film für den Lockdown. Leider haben die Kinos wieder geöffnet. Wer trotzdem auf solche Streifen steht, sollte sich lieber Timecop mit Jean-Claude Van Damme ansehen. Das ist wenigstens ehrlicher Trash. Abschließend noch ein Pro-Tipp, um bei Time Cop den echten Tenet-Effekt zu erzielen: Einfach alle fünf Minuten für 30 Sekunden in Echtzeit zurückspulen.