Folgendes Gedankenspiel: Was wäre passiert, wenn gestern bekannt gegeben worden wäre, dass ein Ausländer-Raus!-Volksbegehren knapp 900.000 Stimmen gesammelt hätte? Man würde das als wohl als „demokratischen Auftrag“ sehen und dafür sorgen, alle Nichtösterreicher schleunigst außer Land gebracht werden. Weil aber die Emanzipation der ideologische Todfeind der Reaktion ist und der typische Herrenmensch die Freiheit so definiert, dass er alle anderen überall mit Gestank belästigen und gesundheitlich schädigen darf, werden die Volksbegehren nicht einmal ignoriert, sondern aktiv verhöhnt. Höchstens das am wenigsten erfolgreiche Unterfangen, nämlich das Anti-ORF-Begehren, wird man zum Anlass nehmen, den staatlichen Rundfunk noch stärker auf Parteilinie zu bringen. Und zwar unter großem Applaus der vorauseilend gehorsamen „Qualitätszeitungen“ und der werblich eingebetteten Mitläufer-Medien. Auch die Wähler freuen sich. Umverteilung von unten nach oben? Arbeiten bis zum Umfallen? Postenschacher in noch nie da gewesenem Ausmaß? Noch ist das alles egal. Noch. Hauptsache keine Fremden, keine Gleichberechtigung und Rauchen bis der Onkologe kommt. Zum Glück bin ich ein gnadenloser Optimist. Am Ende wird alles gut. Die Bösartigkeit wird untergehen. Und jene Partei, die sich zynisch die direkte Demokratie auf die Fahne schreibt, nur um sie im Fall der Fälle zu verlachen, wird irgendwann an der eigenen Niedertracht ersticken. Dann werden alle Wendehälse wieder sagen: Ich war eh schon immer dagegen. Österreich macht es einem wirklich nicht leicht.