Andreas Gabalier ist ein steirischer Schlagersänger, der gerne mal in Tracht auftritt, sich selbst ungeniert als „Volks-Rock’n Roller“ bezeichnet uns sich auf seinem CD-Cover dergestalt verrenkt, dass manche Menschen darin eine menschliche Swastika zu erkennen glauben. Gabalier und seine Dr. Frankensteins aus der Musikindustrie arbeiten die ganze Bandbreite volkstümlicher Klischees brav ab und reichern diese mit einem Schuss Blut-und-Boden-Provokation an. Fertig ist die kommerziell erfolgreiche FPÖ-Version von Roy Black. Roy Brown zusagen.
weiterlesen
Wenn Historiker von einem Sonderweg sprechen, dann weiß man gleich: Oje, hier ist einiges gründlich schief gelaufen. In diesem Sinn ist der Sportjournalismus ein Sonderweg des Journalismus. Man übertreibt nicht, wenn man behauptet, dass in der langen und wechselhaften Geschichte der menschlichen Zivilisation wenige Kulturtechniken entwickelt wurden, die freud- und sinnloser sind als die Fußballl-Berichterstattung. Egal ob Live-Kommentar, Interview oder Spielbericht – wenn der Ball rollt, überrollt uns die große Phrasenmaschine. Und rechtzeitig zur Eröffnung der Fußball-WM in Brasilien habe ich eine Reise ins Herz der sprachlichen Finsternis unternommen, die elf ärgerlichsten Sätze gesammelt und gnadenlos nach ihrem Wahrheitsgehalt abgeklopft.
weiterlesenFünfundzwanzig kurze Texte, manchmal nur einen Satz lang. Die meisten erfuhren ihre Erstveröffentlichung in dieser oder in ähnlicher Form auf Twitter. Um sie der Nachwelt geballt und jederzeit um die Ohren hauen zu können, habe ich sie kompiliert, gekürzt, verlängert oder sonst wie in Form gebracht. Die Themen? Die Gesamtheit des Seins. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Los geht’s…
weiterlesenÖsterreich ist frei. Und zwar von allen Selbstzweifeln. Denn Conchita Wurst hat den wichtigsten Musikwettbewerb aller Zeiten und Welten gewonnen. Der Jubel kennt, wie es so schön heißt, keine Grenzen. Superlative werden in Stellung gebracht, Fahnen geschwenkt, Tränen vergossen, Politikergratulationsschreiben verfasst, Messen gelesen und Seeligsprechungen vorbereitet. Doch die österreichische Freude über die siegreiche Travestiekünstlerin könnte voreilig sein. Denn mit Triumphen ist es in Österreich so eine Sache. Sie entpuppen sich meist recht schnell als Niederlagen.
weiterlesenEs gibt viele gute Definitionen von Pop. Eine der schönsten stammt, wie ich finde, von mir: Pop ist ein Versprechen, bei dem es eigentlich gar nicht um Musik geht. Der Song Contest oder Grand Prix Eurovision de la Chanson hat zwar wenig mit Pop, dafür umso mehr mit Musik zu tun. Mit meist schlechter, manchmal sogar sehr schlechter Musik. Trotzdem teilen Song Contest und Pop ein Schicksal. Beide haben harte Jahre hinter sich. Doch während Pop sich selbst aufaß, bewahrte den Songcontest bisher die eigene Ungenießbarkeit vor der Selbstverspeisung. Bange fragt man sich trotzdem: Wie konnte es so weit kommen?
weiterlesenEin Gespenst geht um in Europa – das Gespenst des Roboterjournalismus. Das ist zuallererst mal ein gutes Wort. Es klingt wie etwas aus dem Spätwerk des großen Philip K. Dick. Dabei gibt es den Roboterjournalismus wirklich. Nein, ich rede nicht von überarbeiteten Gestalten, die gebeutelt von der Medienkrise in entvölkerten Redaktionsstollen ihrem freudlosen Tagwerk nachgehen und maschinengleich die Seiten mit achtlos kombinierten Buchstabensammlungen vollramschen. Ich rede von ihren künstlichen Kollegen, von Computerprogrammen, die Datenbanken durchforsten, recherchieren und schließlich selbstständig geschriebene Artikel anfertigen. Ich rede von einem Phänomen, das schon bald für schnappatmende Debatten im deutschsprachigen Feuilleton sorgen wird.
weiterlesenDie Gutenberg-Galaxie ist ein ziemlich ungemütlicher Ort geworden. Gerade Zeitungsmenschen sind nicht zu beneiden. Jeden Tag aufs Neue müssen sie sich mehrere Artikel aus den wundgetippten Fingern saugen, die zum Zeitpunkt des Erscheinens bereits hoffnungslos veraltetet sind. Die Bezahlung ist meist niedrig, der Termindruck enorm und die Lebensqualität bescheiden. Hinzu kommt der ganze Ärger mit den renitent gewordenen Konsumenten. Kündigen mir nichts dir nichts den Status Quo auf, stornieren die Abos, holen sich die Infos gratis im Internet und schreiben sich zu allem Überfluss ihre Texte auch noch selbst. Und die Werbeeinnahmen? Verschwunden – vermutlich hatte Google die Finger im Spiel. Nein, lustig ist so eine Medienkrise nicht.
weiterlesenVon Österreich können alle anderen Länder auf dieser Welt noch viel lernen. Das war immer schon so. Wer hat denn die Schiffsschraube erfunden? Wer bitte schön den Panzer, die Mozartkugel, die Zeitlupe oder die kosmische Hintergrundstrahlung? Das waren wir. Beziehungsweise unsere nicht minder innovativen Altvorderen. Was wir übrigens auch erfunden haben ist die moderne Geldpolitik. Ich sag nur Friedrich von Hajek. Das war ja bekanntlich auch nicht irgendwer. Da Österreich also erwiesenermaßen das Mutterland des modernen Wirtschaftens ist, nimmt es auch niemanden Wunder, dass die gewählten Volksvertreter das einzig Richtige machen und die Kollateralschäden der Wirtschaftskrise auf dem Rücken der Bevölkerung reparieren.
weiterlesenWenn Sie die Verwendung des rassistischen Nonsens-Begriffs „Negerkonglomerat“ und den Spruch vom „wahrscheinlich liberaleren“ Dritten Reich schon als maximal jenseitig haben, sollte Sie lieber zu den Baldriantropfen greifen, bevor Sie weiterlesen. In der kruden Welt von Andreas Mölzer, dem Spitzenkandidat der FPÖ für das EU-Parlament, haben nämlich noch viel krudere Meinungen Platz. Meinungen, die so weit außerhalb eines jeden zivilisatorischen Minimalkonsens stehen, dass einem der Atem stockt.
weiterlesenMag. Wolfgang Zechner
Storchengasse 19/26
1150 Wien
Österreich
E: zechner.wolfgang@gmail.com
M: 0043 676 51 74 810