Wenn historisch interessierte Katzen einst zurückblicken und sich fragen, wann jene schicksalsträchtigen Entwicklungen ihren Ausgang nahmen, die dazu führten, dass ihre Spezies den Menschen als Herrscher des Planeten ablöste, werden sie auf den Februar des Jahres Zweitausendfünf stoßen. Dann damals, also vor genau zehn Jahren, ging das Zentralorgan der globalen Katzenpropaganda online. Die Rede ist natürlich von der Videoplattform YouTube. Doch nicht nur die possierlichen Prädatoren verdanken der Videoplattform eine Menge, auch das zum damaligen Zeitpunkt noch ziemlich dominante Menschengeschlecht wurde von YouTube geprägt – und nachhaltig verändert.
weiterlesenDie Aufregung ist groß. Ausgerechnet der Papst – der Papst! – hat in einer Generalaudienz einen Vater gelobt, der dort zugegeben hat, sein Kind zu schlagen. „Wie schön. Das ist der Sinn der Würde. Er muss ihn bestrafen, macht es richtig und schreitet so voran“, wird er in Medien zitiert. Ich weiß zwar nicht genau, was diese Worte zu bedeuten haben, eine klare Absage an Gewalt gegen Kinder klingt freilich anders.
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Wenn man ankündigt, jemanden mit dem nassen Fetzen davonjagen zu wollen, ist es meist eine leere Drohung. Nur in den seltensten Fällen greift man tatsächlich zum feuchten Reinigungstuch, um eine unerquickliche Person gestenreich zu vergrämen. Das Nasse-Fetzen-Textil-Bild passt aber thematisch zu gut zu folgender Geschichte, um es nicht zu verwenden. Es geht um die bunte Welt der Putzbehelfe. Genauer gesagt um Vileda. Das deutsche Traditions-Unternehmen Freudenberg, das unter der Marke Vileda Reinigungs-Utensilien herstellt, ließ unlängst eine Pressemitteilung aussenden, in der ein neues Produkt beworben wurde. Konkret ging es um eine Art Handstaubsauger, der auch Wasser entfernen kann. Sicher praktisch, aber das Produkt selbst ist für den Verlauf der weiteren Geschichte eigentlich egal. Nicht egal hingegen ist der Inhalt.
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Einer der schönsten Sätze zum Thema Fortschritt der Kommunikationstechnologien wird von einschlägigen Historikern ungefähr auf das Jahr 2005 datiert und stammt von mir. Er geht so: „Das Internet wird sich gegen den Teletext nie durchsetzen.“ Zugegeben, hätte ich berufliche Ambitionen, ins prognostizierende Gewerbe zu wechseln, würde ich diese schelmische Vorhersage nicht unbedingt beim Bewerbungsgespräch erwähnen. Zur kurzfristigen Irritation von wichtigtuerischen Expertengestalten im Zuge von mühsamen Ist-das-Internet-wohl-gut-für-die-Menschen-Diskussionen eignet sich der Satz aber hervorragend.
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Ab heute ist wieder Dschungelcamp. Zur Feier des Tages nehme ich gleich mal den Wind aus den Segeln: Wenn ich eine Niederschrift anfertige, in der ich darüber klage, wie traurig es ist, dass die so genannte Qualitätspresse über das TV-Spektakel Dschungelcamp klagt, bin ich mir der publizistischen Anmaßung natürlich völlig bewusst. Nun, da dieser Brocken so elegant wie nur irgendwie möglich aus dem Weg gebaggert wurde, kann ich die Kettensäge anwerfen und mit den Rodungsarbeiten im Regenwald starten.
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In Österreich ist wieder mal eine Debatte zum Thema Rauchen losgebrochen. Der Anlass ist traurig: Der Tod des Aufdecker-Journalisten Kurt Kuch. Kuch rauchte viele Jahre lang Kette. Insgesamt mehr als 457.000 Stück, wie er später schonungslos nachrechnete. Und Kuch bezahlte seine Sucht mit dem Leben. Weil Kurt Kuch aber nicht nur ein begnadeter Aufdecker, sondern auch ein großer Kämpfer war, machte er bis zum bitteren Ende das, was große Kämpfer eben tun: Er kämpfte. Und zwar zum einen gegen die Metastasen in seinem Körper und zum anderen gegen die Volkskrankheit Rauchen.
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Der blutige Terroranschlag auf die französische Satirezeitung „Charlie Hebdo“ hält die Welt seit Tagen in Atem. Das Massaker – Massaker, nicht „Massaker“, lieber ORF! – hat vor allem in Europa für Entsetzen gesorgt. Dabei war es nicht das erste Verbrechen dieser Art: Man denke an den 11. September 2001 in New York, den 11. März 2004 in Madrid, den 7. Juli 2005 in London oder den 22. Juli 2011 in Utøya und Oslo. Trotzdem ist der 7. Jänner 2015 anders. Aber warum?
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Unlängst saß ich in der Wiener Untergrundbahn, blickte in den mit Menschen gut ausstaffierten Wagon und ertappte mich beim Nachdenken über den Lauf der Dinge. Meine Gedanken hörten sich ungefähr so an: Schau sie dir an, all diese genormten Geschöpfe – da sitzen sie gramgebeugt und starren seelenlos auf die hell erleuchteten Displays ihrer Smartphones. Und jene, die nicht auf ihre Telefone glotzen, geben erst recht ein trauriges Bild ab. Einige klammern sich an ihr Handy wie an ein magisches Artefakt, so als ob es ihnen spirituellen Halt in einer von allen guten Geistern verlassenen Welt geben könnte. Wenn man genau hinsieht, dachte ich weiter, kann man sogar die weißen Stellen an ihren Fingerknöcheln erkennen. Andere wiederum streicheln ihre Telefon zärtlich wie eine noch frische Liebe, der man sanft und scheinbar ganz nebenbei mit dem Daumen über die Wange fährt.
weiterlesenNa, alter Stürmer? Wie geht’s? Schlecht offenbar, wenn man liest, was Du aktuell alles so ausscheidest. Vom deutschen Endspielsieg im Fußball delirierst Du in Deiner aktuellen „Krone“-Kolumne. Heute die Brasilianer und morgen die ganze Fußballwelt, schreibst Du und beziehst Dich ungeniert auf ein altes Kampflied der Nationalsozialisten. Die Provokation wundert niemanden, der Dich kennt. Immerhin hast Du Deine Karriere einst sogar bei einer deutschen Zeitung im Nazi-Rückzugsland Argentinien begonnen. Und dass Du aus Deinem altersschwachen Herz keine Mördergrube machst, ist auch bekannt.
weiterlesenMag. Wolfgang Zechner
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