Stell Dir eine Welt vor, in der Marvin Gaye nicht in Los Angeles als Soulsänger, sondern in Bielefeld als Buchhalter auf die Welt gekommen wäre. Dieser alternative Marvin Gaye wäre in der dortigen BRD der frühen 70er-Jahre musikalisch sozialisiert und sogleich zerstört worden. Der traurige Zenit seiner Karriere wäre ein hüftsteifer Auftritt in einem staatlichen Fernsehstudio gewesen, wo er unbeholfen und zombiegleich ein ridiküles Lied über die ernährungstechnischen Unpässlichkeiten seines gefiederten Mitbewohners zum Schlechtesten gegeben hätte. Man stelle sich nur die unersprießliche Folgen, vor, die dieser Song dort drüben für den deutschen Schlager nach sich zöge: Weil Papagei oder Kakadu so exotisch klingende Wörter sind, hätte der hier dargebotenen ornithologischen Amoklauf womöglich das Genre der „Kak-Musik“ begründet.
Es kommt noch schlimmer: Wie unser Marvin Gaye wäre wohl auch dieser schlussendlich erschossen worden, wenngleich es bei der Bielefelder Version womöglich ein Fall von künstlerischer Notwehr gewesen sein könnte. Bevor diese theoretische Grübelei in allzu dunkle Schächte hinab kriecht, will ich darauf hinweisen, dass ich mir das alles selbst ausgedacht habe und es in Wirklichkeit keine Parallelwelten gibt – schon gar nicht solche, in denen von mir erfundene Spiegelbilder von real existierenden Personen gewaltsam aus dem Leben scheiden. Schlimm genug, dass der richtige Marvin Gaye ermordet wurde. Eine unangenehme Frage bleibt freilich unbeantwortet: Wenn das alles wirklich nur meiner Fantasie entsprungen ist, warum existiert dann ein YouTube-Video in dieser Realität mit meinem fiktiven Bielefelder Marvin Gaye-Doppelgänger?
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