Manchmal träume ich von einem Mount Rushmore für perfekte Pop-Songs. Nur mit Hammer und Meißel bewaffnet hänge ich angeseilt im Abgrund und hämmere manisch die androgyne Visage von Marc Bolan in den Basalt. Dazu pfeife ich die infektiöse Melodie seiner hinreißenden Großtat „Metal Guru“ aus dem Jahr 1972. Das Mitsing-Antidepressivum wirkt wie eine Adrenalinspritze mitten ins Herz. Der Song macht keine Gefangenen, startet gleich mit dem Refrain und verlässt ihn bis zum Schluss nicht. Wozu auch Strophen, wenn man so einen hinreißend Refrain hat? Eben. Nach zwei Minuten und 25 Sekunden ist der Zauber vorbei.
Bolan und seine Band T. Rex schienen Anfang der 1970er Jahre für ein paar Jahre unbesiegbar jung. Hit folgte auf Hit folgte auf Hit. „Ride A White Swan“, „Get it on (Bang a Gong)“, „Children Of The Revolution“, „20th Century Boy“, „Hot Love“, „Telegram Sam“, „Teenage Dream“, „Truck on Tyke“, „The Slider“, „Metal Guru“, „New York City“ und, und, und…
Dann der Abstieg. Drogen, Alkohol, Allüren, Streit – die ganzen neun Yarde. 1977 verklang der Glam jäh. Die Punk-Revolution fegte die alte Ordnung hinweg. Und am 16. September krachte Bolan bei London mit seinem Mini gegen einen Baum. Er war 29 Jahre alt. Marc Bolan starb noch an der Unfallstelle. Was bleibt, ist eine Schatztruhe prall gefüllt mit funkelnden Pop-Perlen. Was bleibt, ist Unsterblichkeit.