Die Goldenen Zitronen begleiten mich und viele aus meinem Umfeld seit unserer Jugend. Der lange Marsch der Goldies führte vom lustigen wie listigen Frühwerk über die Umwege Garagenrock, Elektro und politisches Lied bis zum geisterscheidenden und theorielästigen Hard Listening-Spätwerk. Die neue Platte des erratischen deutschen Punk-Wechselbalgs heißt wie ein Song einer aus Bosten stammenden und Boston heißenden Softrockband der späten 1970er-Jahre: More Than A Feeling. Und es ist mehr als ein Gefühl, nämlich meine feste Überzeugung, dass es sich hierbei nach zwei, drei eher durchwachsenen Tonträgern um eines der besten Alben der Band seit mindestens „Lenin“ handelt. Alleine der erste Song „Katakombe“ ist so Faust-aufs-Auge-mäßig großartig, dass man damit alle Niedertrachts-Heerscharen dieser Welt wie in Clockwork Orange zwangsbeschallen will. „What? Du siehst aus wie Katakombe / Who? Dein Look ist nicht gerade Bombe / Why? Dafür trägst Du einen Fetisch / Me? Dein Gelaber mega episch“, deklamiert Schorsch Kamerun, der Mann mit dem zweitbesten, Jello Biafra zitierenden, deutschen Punk-Nachnamen mit geografischen Bezügen nach *ähem* Kai Havaii. Das sitzt. Und zwar in dreierlei Form: wie ein politischer Gefangener, wie ein Leberhaken und wie ein Maßanzug. Für immer Punk? Bitte nicht! Für immer schlau möcht‘ ich sein…