Das gemeinsame Frühstück im Boudoir war meiner dritten Frau Helma Goldschuh und mir heilig. Ein Gläschen Doppelkorn und ein Stückchen Obst aus dem Orangenkelch. Zum krönenden Abschluss noch ein Schlückchen Balsamico. Das reinigt den Magen, stärkt die Leber und beugt die Hartleibigkeit vor. Manchmal saß sie dabei apart am Diwan und blätterte gedankenverloren in irgendeiner Frauenzeitschrift. Freundin, Für Sie oder Pop Rocky. Ich rückte dann beschwipst meinen Gehrock zurecht, tänzelte mit behänden Schritten zur Wohnlandschaft hinüber und drehte ein wenig am Radioempfänger rum, bis ich einen passenden Ultrakurzwellensender rein kriegte. Welcher war eigentlich egal. Hauptsache er spielte was Flottes. Rhythmisch Tanzmusik zum Beispiel. Oder Swing. Das alles war natürlich vor Helmas Voltigierunfall, der sie für Jahre ans Bett fesseln und schlussendlich in die Schwermut treiben sollte. Aber das ist eine andere Geschichte. Glück und Unglück ist eben aller Morgen Frühstück. Mein lieber Herr Gesangsverein! Wo sind sie nur hin verschwunden, die Nullerjahre?