Der traurigste Ort der Welt ist der Vape-Shop bei mir ums Eck. Es ist ein Ort, der so viel Freshness ausstrahlt wie eine LAN-Party ohne Gäste. Es ist ein Ort, der so viel guter Laune versprüht wie ein Bingo-Abend in der örtlichen Bestattung. Es ist ein Ort, an dem die Lebensfreude selbst zum Ketamin greift. Es gibt dort nur einen einzelnen, einsamen Menschen, der für den Verkauf der Ware zuständig ist. Es ist ein hagerer Endzwanziger, der gramgebeugt und graugesichtig in einer dunkelbraunen Kunstledercouch hängt und dabei an einen historischen Polio-Patienten in der Eisernen Lunge erinnert. Vor ihm auf dem Glastisch türmen sich diverse Ladekabeln, ein Stapel Autozeitschriften und ein Rudel halbleer gegessener Burger-Kartons und Nudel-Boxen. An den Wänden ragen Vitrinen bis zur Decke, in denen Akkugeräte, Aromaflaschen, einschlägiges Dampfzubehör und ähnlicher Flitterkram zur Schau gestellt werden. Im Eck stapeln sich Amazonpaketen, die traurig auf ihre Abholer warten. Über allem schwebt einem toxischen Wunderbaum gleich der süßliche Geruch des Todes. Ich ging rein, holte mein Paket ab und ging schnell wieder raus. Als ich diesen Tempel der Tränen verlassen hatte, hielt ich kurz inne, atmete tief durch und widersprach Gottfried Wilhelm Leibniz stumm aber vehement: Nein, wir leben doch nicht in der besten aller möglichen Welten.