Das ironische Abfeiern von Curling ist mir schon seit mindestens drei Olympischen Winterspielen ein Dorn im Auge, beziehungsweise ein Spalt in der Skibrille. Natürlich findet niemand Curling wirklich toll. Wie auch? Diese müde Mischung aus Eisstockschießen, Pfitschigogerln und Frühjahrsputz eignet sich maximal als Hardcore-Hypnotikum für Menschen, die unter chronischer Insomnie leiden. Dass zwangsoriginelle Medien seit kurzem „Game Of Stones“ dazu sagen, macht die Sache nicht besser, sonder schlimmer. Jedesmal, wenn ich das lese oder höre, wünsche ich dieser sogenannten Präzisionsportart im besten Ned Stark-Style die Kufen an den Hals.
Als wären die Olympischen Winterspiele und der ganze rot-weiß-rote Jagatee-Patriotismus nicht schon schlimm genug. Jetzt muss man sich auch noch von augenzwinkernden Stoffbeutelträgern darüber belehren lassen, wie „kultig“ denn dieses trostlose Wischerei nicht sei. Geh‘ heim, greif‘ zum Besen und kehr‘ deinen Laminat, wenn Dir das so gefällt, will man diesen Gestalten entgegnen, tut es dann aber nicht, weil man ja nicht in der Abfahrtshocke durch die Kinderstube gebrettert ist. Als passionierter Curlingverächter lobe ich mir die zu Unrecht in Vergessenheit geratene Bizarro-Olympiadisziplin Ski-Ballet oder träume lieber gleich von nicht existierenden Wintersportarten wie Schneeball-Wettgaberln oder Kunst-Schleppliftfahren. Ach, übrigens: Wann wird es endlich wieder Frühling?