
„I am from Austria“ ist manipulativer, patriotischer Stuhl. Und ich rede nicht von der Sitzgelegenheit. Bevor ich jetzt von neunmalklugen Nix-Kapierern darüber belehrt werde, dass das Lied etwa ganz anders aussagen will: Ja, ich kenne den Text. Er ist mies. Weil er so tut als ob. Das macht ihn noch schlimmer. Der pathosschwangere Vortrag des Barden entlarvt den Text endgültig als geschäftstüchtigen Aufruf zum hemmungslosen Fahnenschwingen. „I am from Austria“ ist der perfekte Sounddreck für den nationalistischen Schulterschluss. Sozusagen die vorderfotzige Heurigenversion von „Born in the USA“. Dass nun die Wiener Polizei bei ihren Streifenfahrten flächendeckend die Wiener Straßen mit dem Ohrenkrebsauslöser beschallt, um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, ist derart abgefuckt, dass man fast darüber lachen könnte. Waren Dystopien immer schon so geschmacksbefreit? Nein, oder? Bei Blade Runner lief im Hintergrund doch auch keine kleinbürgerliche Nationalstolz-Ballade sondern der Vangelis-Soundtrack. Aber vielleicht tue ich der Wiener Polizei Unrecht. Vielleicht ist das auch nur der verzweifelte Versuch, die flanierenden Massen mit Hilfe von musikalischem Tränengas zurück in ihre Wohnungen zu treiben. Ein Vorschlag zur Güte, liebe Cops: Spielt doch stattdessen einen guten Song, der auch thematisch passt, etwa „Bleib zuhause im Sommer“ von Bernd Begemann oder „China in your Hand“ von T´Pau.
Dazu passend: Ich habe auf Social Media und in *ähem* seriösen Medien mehrfach gelesen, dass in Italien jetzt dringend „Ventilatoren“ benötigt werden. Bevor ihr nun zur Werkzeugkiste greift, den Deckenventilator abschraubt, und ihn per Eilpost nach Italien verschickt, solltet ihr vielleicht folgendes wissen: Das englische Wort Ventilator heißt auf deutsch Beatmungsgerät. Also: Runter von der Aluleiter!