Martin Sellner hat laut Kleine Zeitung im Jahr 2006 Hakenkreuze auf eine Synagoge geklebt. Aber nein beschwichtigen jene, die immer sofort beschwichtigen. Ein Nazi sei er deshalb noch lange keiner, sagen sie. Nur ein junger Patriot, der manchmal vielleicht ein bisschen über die Stränge geschlagen hat. Sicher, eine unschöne Geschichte sei das schon, aber man müsse das auch verstehen. Jungs eben. Die machen schon mal Bubendummheiten. Und überhaupt: Der Sellner? So ein höflicher, junger Mann! Aus gutem Hause noch dazu! Und immer so hübsch den Seitenscheitel frisiert! Würde man einen Nazi zu Servus-TV einladen? Eben. Also alles halb so wild. Wer was anderes behauptet, ist ein linker Hetzer, sagen sie. Oder ist auf die Propaganda der Systemmedien hineingefallen, wird noch nachgeschoben. Man sei natürlich gegen politischen und religiösen Extremismus – und zwar egal, von welcher Seite, wird schnell beteuert. Wofür gibt es denn eine offizielle Sprachregelung?
Wahrscheinlich ist es auch nur ein dummer Zufall, dass Volksgenosse Dreikäsehoch im Jahr 2008 bei einer Kranzniederlegung für einen Nazi mit dem obersten Loden-Führer Küssel mitmarschiert ist. Blöd, dass ausgerechnet jetzt Fotos davon aufgetaucht sind. Trotzdem! Zwischen Inkontinentären und FPÖ gibt es keinen großen Austausch! Niemals! Und wenn doch, ist das auch irgendwie okay. Findet zumindest der Grazer FPÖ-Vizebürgermeister. Aber in den Ministerien sitzen sicher keine Burschis, die Sellners Gedankengut teilen.Weiß man ja. Und selbst wenn. Sogar der Innenminister fand in der Vergangenheit lobende Worte für die Bagage. Wenn’s sogar der Innenminister sagt, wird’s schon stimmen!
Ab wann ist man in Österreich ein Nazi? Ist das überhaupt theoretisch möglich? Und: Wie lange wird noch zugesehen? Bis die Republik vollständig von Rechtsextremisten unterwandert ist? Ich frage für einen antifaschistischen Freund.