Ich möchte an dieser Stelle einen Film empfehlen. Er heißt „Hereditary“ und hat mich auf unangenehme und schwer greifbare Weise verstört. Und zwar im besten Sinn. Hier darf ich trotzdem den Versuch einer exakten Beschreibung nachreichen. Genau so fühlt es sich an, „Hereditary“ anzusehen: Stell Dir vor, Du gehst in Kino, weil Du Dir „My Girl“ mit c und Anna Chlumsky ansehen willst. Nichtsahnend nimmst Du im Kinostuhl Platz, als Dir ein Unbekannter aus dem Halbdunklen heraus LSD anbietet. Merkwürdig, denkst Du Dir, so etwas ist mir auch noch nie passiert. Trotzdem nimmst Du im Affekt das Angebot an. Gerade als die halluzinogene Wirkung der psychedelischen Substanz einsetzt, bemerkst Du, dass das Lichtspieltheater gar nicht „My Girl“ zeigt, sondern die letzte 15 Minuten von „SE7EN“ in einer Dauerschleife, durchbrochen von Szenen aus „Shining“ und „Rosemary’s Baby“. Du willst aufstehen und das Kino verlassen, wirst jedoch von einer unsichtbaren Macht daran gehindert. Etwas fesselt Dich an den Kinostuhl. Panik kriecht in Dir hoch. Aus der Ferne hörst Du das Summen von Bienen. Und eine schleppende Version des Temptation-Songs ‚“My Girl“. Sie klingt als würde man die Single mit einer Geschwindigkeit von 33 statt mit 45 Umdrehungen abspielen. Sekunden werden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Irgendwann stößt Dich der Unbekannte in die Seite. Du schrickst auf. Es ist hell. Mit weit aufgerissenen Augen starrst Du Deinen Sitznachbarn an. Es ist Macaulay Culkin. Er sagt: „Das war gar kein LSD, sondern Esspapier.“